Bambus – das schnell wachsende Riesengras
DIE Alternative zu Seide?
Auf den ersten Blick ist Bambus eine tolle, vegane Alternative zu Seide und wird entsprechend auch oft hoch gelobt. Und tatsächlich – Bambus hat beachtliche Vorteile:
– Bambus wächst von selbst, schnell und üppig.
– Bambus braucht keinen Dünger und muss nicht gewässert werden.
– Im Vergleich mit bspw. Baumwolle kann auf einer gleich grossen Fläche rund die zehnfache Menge Bambusfasern gewonnen werden.
– Bambus muss nicht mit Grossmaschinen bearbeitet werden, denn im Prinzip ist Bambus einfach ein Gras.
– Bambus gibt während seinem Wachstum ca. 35% mehr Sauerstoff an die Luft ab, als ein vergleichbares Waldstück.
– Und nein, der «Garn»-Bambus wird den Pandas nicht vom Teller genommen, denn die essen diese Sorte gar nicht.
Alles bestens also?
Leider nein. Denn die Bambuspflanze hat viel zu kurze Fasern, als dass man diese verspinnen könnte. Darum ist ein Bambusgarn immer ein Viskosegarn. Viskose ist bei uns zwar vor allem als Garn aus Rindenfasern bekannt. Eigentlich definiert das Wort «Viskose» aber gar keinen Rohstoff, sondern das Verfahren, wie eine spinnbare Faser aus einem (beinahe beliebigen) Rohstoff erzeugt werden kann. Und dafür ist ein beträchtlicher Chemieeinsatz notwendig, was wiederum macht, dass bspw. Polyester aus frischem Erdöl bezüglich Ökologie etwa gleich gut/schlecht ist wie Bambusviskose und beide zusammen sind – man staune – klar umweltfreundlicher sind als konventionell angebaute Baumwolle…
Natürlich verbessert sich die Ökobilanz, wenn die Bambuspflanze wenigstens aus biologischer Landwirtschaft stammt. Und selbstverständlich wird auch in diesem Bereich geforscht und verbessert. So gibt es bereits Verfahren, die die Cellulose (also die Pflanzenfaser) mittels unschädlichen Lösemitteln wie z.B. Harnstoff aus dem Rohstoff lösen können. Chemikalien können wieder aufbereitet, das für die Herauslösung benötigte Wasser kann in geschlossenen Kreisläufen weiter verwendet werden. Nur – leider kennen wir im Moment keinen einzigen Hersteller, der Bambusgarn tatsächlich so produziert.